Fährtenarbeit Aufbau: So beginnst du

  • 05.02.2022
  • Regina Rüesch
Spurensuche ist für den Hund eine natürliche Arbeit, denn er hat einen sensiblen Spürsinn. Es gibt verschiedene Aufbaumöglichkeiten. Mir persönlich gefällt die Aufbauarbeit mit Futter am besten, da sich diese für alle Hunderassen und -grössen eignet und man diese Arbeit so auch ohne fremde Hilfe ausüben kann. Hier zeige ich dir, wie.
Fährtenarbeit Aufbau: So beginnst du

Das weitverbreitete «Quadrat» oder «Rechteck»

Anfänger:innen wie auch erfahrene Hundesportler:innen beginnen oftmals mit dem Quadrat. Und so einfach ist es:

  1. Mach eine quadratische Bodenverletzung, in dem du einen grossen Schritt in die Wiese machst und dann den Boden in einer Fläche von einem 0.5 x 0.5 Meter mit den Füssen aus stampfst.

  2. Verstreue das Futter unbedingt nur innerhalb der Bodenverletzung.

  3. Behalte aber eine handvoll und versorge diese in deiner Jackentasche.

  4. Mach einen grossen Schritt aus der Fläche heraus, damit der Rand der Bodenverletzung klar bleibt.

  5. Nun leine deinen Hund an und führe ihn kurz vor die Bodenverletzung. 

  6. Dort angekommen, verlange von deinem Hund ein «Sitz» und belohne ihn mit einem Futterstück dafür – die Aufmerksamkeit vom Hund liegt bei dir.

  7. Mit dem Kommando «Suuuuch» und deiner offensichtlichen Handbewegung in Richtung der Bodenverletzung darf der Hund nun die Bodenverletzung auf das Futter absuchen.

  8. Sobald der Hund alle Futterstücke gefressen hat oder er hektisch wird, weil er keine mehr findet, so locke den Hund mit dem restlichen Futter, das in deiner Tasche ist, aus dem Quadrat. 

  9. Kommando «Sitz» – die Arbeit ist beendet.

Das ist die erste Übung in der Fährtenarbeit. Wiederhole diese Übung diverse Male an verschiedenen Orten, in diversem Gelände und bei Sonne, Regen und Wind. Erst, wenn der Hund diese Übung routiniert ausführt, kann mit dem nächsten Schritt fortgefahren werden. 

Diese Arbeit kann durchaus auf dem Spaziergang als Abwechslung gemacht werden. Ist dein Ziel, eine Prüfung in der Sparte Fährtenhund zu absolvieren, so empfehle ich dir, schon diese Übung in deinem Trainingsbuch festzuhalten.

Fährte legen für Anfänger Hund?

Vom Quadrat geht es nun in die Fährte. So beginnst du:

  1. Achte auf das Wetter. Wenn es windet, nimm den Wind in den Rücken.

  2. Markiere den Ausgangspunkt mit einem Markierfähnchen

  3. Stehe mit beiden Füssen geschlossen am Ausgangspunkt und orientiere dich in der Umgebung (Bei längeren Fährten musst du wissen, wo du lang gelaufen bist ;-) )

  4. Mach den ersten Schritt mal mit dem linken und dann auch mit dem rechten Fuss.

  5. Zu Beginn ist es ratsam, sehr kleine Schritte zu machen, die nah aufeinander folgen (siehe Abbildung) und leg in jeden Schritt ein Leckerli (= rote Punkte im Bild). Achte genau darauf, dass das Leckerli nicht ausserhalb der Bodenverletzung ist. Es braucht etwas Übung und Gleichgewicht, um das Futterstück zu platzieren. 

  6. Nach 10 bis 20 kleinen Schritten trampelst du das bekannte Quadrat, legst einige Leckerli rein und machst einen grossen Schritt aus dem Quadrat hinaus.

  7. Nun kannst du dem Hund die Fährtenausrüstung anlegen – schau, dass er sein Geschäft vorher erledigt hat. Die Fährtenarbeit soll sich vom Spaziergang deutlich unterscheiden.

  8. Führe deinen Hund am Halsband angeleint bis kurz vor den Ausgangspunkt. 

  9. Kommando «Sitz» und wechsle die Leine zum Fährtengeschirr. Ohne Fährtengeschirr, ziehe die Leine unter dem vorderen Lauf hindurch. (Die Leine darf nie oben am Halsband sein, so verhinderst du, dass der Hund seinen Kopf zum schnüffeln einfach Richtung Boden senken kann.)

  10. Wenn der Hund im «Sitz» und gerüstet aufmerksam zu dir schaut, gib ihm ein ruhiges Kommando «Suuuch» und unterstütze dieses mit einer Körperhilfe in Richtung Ausgangspunkt.

  11. Lass den Hund selbstständig suchen – er korrigiert sich selber, da er ja keine Leckerli ausserhalb der Bodenverletzungen findet. Achte darauf, dass er Schritt für Schritt jedes Leckerli frisst. Er sollte dabei die «Zick-Zack»-Bewegung der Schritte machen.

  12. Beim Quadrat angekommen, darf der Hund ruhig gelobt werden.

  13. Befindet sich kein Leckerli mehr im Quadrat, ziehe den Hund mit den Leckerlis, die du noch in der Tasche hast, aus dem Quadrat heraus.

  14. Kommando «Sitz». Übung beendet. Lass deinen Hund nicht nochmals auf die Fährte. Mach lieber eine neue, sonst lernt er, rückwärts zu gehen.

Wenn der Hund jede Bodenverletzung – Schritt für Schritt – ruhig und konzentriert in einem gleichmässigen Tempo ausführt, so kann man die Schritte langsam nebeneinander platzieren zur sogenannten «Zick-Zack»-Bewegung. Ist diese erreicht, so kann man den Abstand der Schritte nach und nach vergrössern, bis ein natürliches Schrittbild entsteht und natürlich auch die Anzahl Schritte erhöhen. Sobald der Hund auf die normalen Schritte konditioniert ist, kann man nach und nach auch mal ein Leckerli weg lassen.

Quelle Schrittfolge: https://www.freepik.com/svstudioart

Der Schwierigkeitsgrad steigt, in dem du gegen oder in 90 Grad zum Wind läufst. Nochmals anderst ist es im Regen oder bei Tau-Wetter. Fährten ist eine ideal Arbeit, die bei jedem Wetter gemacht werden kann – ausser vielleicht, wenn sehr viel Schnee liegt.

Sobald du und dein Hund sattelfest seid, nimm auch mal ein Terrain, das von Wiese zu Acker wechselt – oder auch Kuhweiden, die sind nochmals eine Herausforderung mehr.

Der Winkel-Aufbau beim Fährten

Ist die ruhige «Zick-Zack»-Bewegung sichtbar, so beginne, leichte Kurven einzubauen. Das macht eine Fährte abwechslungsreich und so kann auch eine kleine Fährten-Fläche besser ausgenutzt werden. Beginne mit Kurven und schärfe nach und nach die Ecke.

Fährtenarbeit Welpe

Früh übt sich. Schon wenn der Welpe bei dir einzieht, kannst du mit der Fährtenarbeit beginnen. Dafür brauchst du einen Fleck unberührte Wiese, Halsband, Leine sowie eine Portion Welpen-Trockenfutter. Das verwendete Futter dann unbedingt dem Tagesbedarf abziehen. Dafür eignet sich das Quadrat wunderbar. Siehe Abschnitt  «Quadrat». 

«Statt dem Welpen das Futter im Napf zu geben, habe ich gerne eine kleine Fährtenarbeit gemacht, so musste sich der Welpe das Mittagessen selber suchen.»

Welche Ausrüstung brauchts zur Fährtenarbeit?

Grundsätzlich braucht es zum Fährten nichts mehr, als du sowieso schon zu Hause hast und die Natur dir bietet. Es machts sich aber einfacher wenn man folgende Ausrüstung verwendet.

Schuhwerk

Natürlich kannst du barfuss eine Fährte legen. Die Bodenverletzung, die dadurch entsteht, wird vom Hund wahrgenommen werden. Es empfiehlt sich, grad beim Aufbau des Hundes, immer das gleiche Schuhwerk zu tragen, damit sich der Hund schneller einfindet und sich auf die Situation konditionieren kann.

Hundehalsband, Fährtengeschirr, Leine

Lege dem Hund zur Fährtenarbeit mindestens ein anderes Halsband an, als er im Alltag trägt. Ich empfehle sogar zusätzlich das Suchgeschirr von Böttcher. Die Leine wird am Bauch festgemacht und so ist der Hund im Hals- und Kopfbereich freier. Die Leine sollte mindestens 2 Meter lang sein. Möchtest du irgendwann eine Fährtenhund-Prüfung absolvieren, so brauchst du bei fortgeschrittenem Können auch eine 10 Meter-Leine (Quelle 1).

Hundefutter oder Leckerli

Ich empfehle, ein Hundefutter oder Leckerli zu verwenden, das nur zum Fährten genommen wird. Ausser beim Welpen, dort würde ich beim Welpenfutter bleiben. Zeigt sich der Hund eher zu schnell oder hastig, nimm ein Leckerli, das wenig intensiv riecht. Ist der Hund eher lahm, so nimm ein intensiver riechendes Leckerli. Gelernt habe ich damals, Wienerli oder weichen Käse klein zu schneiden oder wenns schnell gehen musste, habe ich auch zu einer Tube Brotaufstrich mit Leber gegriffen – das geht natürlich schon. Ein gesunder Hund verträgt die ungesunden Nahrungsmittel schon, wenn es nur ab und zu mal genommen wird. Mittlerweile habe ich aber eine Hundefutter-Marke gefunden, das perfekte Futter zum Fährten bereitstellt. Hier gehts auch schon zum Blog «Trainingssnacks für Hunde im Vergleich»

Markierung des Starts

Zur Markierung des Starts wird üblicherweise ein Markierfähnchen verwendet. Wer das aber nicht kaufen will, kann ganz einfach auch einen Stecken aus Haselnuss-Studen erstellen. Man sieht es zwar nicht so gut, jedoch wenn man diesen vergisst, ist es nicht so schlimm, als wenn man das gekaufte Markierfähnchen vergisst.

Fährtengelände

Mach dich schlau, welches Gelände (Wiese, Acker, …) du mit deinem Hund betreten darfst. Frage dafür vorher die EigentümerIn oder die Landwirte, die die Fläche nutzen. In der Regel lautet die Antwort ja und du bekommst sogar noch Tipps, wo weiteres Gelände zu Verfügung steht. Bedanke dich bei der Person jährlich.

Buchempfehlung zur Fährtenarbeit

Bei der Recherche zu diesem Artikel sind mir zwei Bücher aufgefallen:

Ich selber habe mir das theoretische Wissen aus dem Buch «Hunde Ausbildung» von Daniel Jung angeeignet.

App für die Fährtenarbeit

Working Dog hat eine App entwickelt, bei der man die Fährten mittels GPS aufnehmen kann. Grad bei Hundesportler:innen, die in IGP 3 oder Fährtenhund-Prüfungen laufen, kann eine solche App durchaus Sinn machen. Ich selber habe diese nie genutzt, sondern mit dem Trainingsbuch gearbeitet. Auch als Fährtenlegerin im Training habe ich mir selbst lange Fährten mit vielen Winkeln auf Grund der Umgebung (Bäume, Häuser, Hügel, Wiesenbüschel, …) gut eingeprägt – denn damals gab es noch keine App.

Probleme bei der Fährtenarbeit?

Dieser Blogartikel zeigt die einfache Fährtenarbeit auf. Möchtest du hoch hinaus, sprich eine Fährtenhund-Prüfung ablegen oder die Fährtenarbeit mit deinem Hund entwickelt sich nicht so, wie du dir das vorstellst, so wende dich an eine erfahrene Person. Mit folgendem Link kommst du zum Vereinsverzeichnis der Schweizerischen Kynologischen Gesellschaft, die offizielle Anlaufstelle rund um das Thema Hund Vereins-Liste der SKG.

Quellenverweis zu diesem Artikel

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